Bioverfügbarkeit einfach erklärt
Medizinischer Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information. Er ersetzt keine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung. Bei Erkrankungen, Medikamenten sowie in Schwangerschaft/Stillzeit ärztlich abklären.
Autor: Redaktion Primalean · Veröffentlicht: · Zuletzt aktualisiert:
Bioverfügbarkeit beschreibt, wie viel einer eingenommenen Substanz nach Verdauung und Leberpassage tatsächlich im Körper ankommt und genutzt werden kann. In Studien wird dazu der Konzentrationsverlauf im Blut gemessen. Die Fläche unter der Kurve heißt AUC und steht für die aufgenommene Gesamtmenge; der höchste gemessene Wert heißt Cmax; die Zeit bis dorthin ist Tmax [1, 2].
Warum Angaben oft variieren
Unterschiedliche Zahlen entstehen, weil Studien verschiedene Einheiten, Wirkformen, Formulierungen und Messgrößen verwenden und zudem unter anderen Bedingungen prüfen. Bei Mineralstoffen zählt die Angabe in Milligramm elementar statt Milligramm der Verbindung. Bei Magnesium macht es einen Unterschied, ob „Magnesiumbisglycinat“ als Verbindung oder „mg elementares Magnesium“ ausgewiesen wird. Auch die chemische Form beeinflusst die Ergebnisse: gut lösliche oder chelatierte Salze schneiden in Humanstudien häufig besser ab als schwer lösliche Oxide. Fettlösliche Stoffe wie Coenzym Q10 erreichen mit öligen oder micellierten Systemen und in Kombination mit einer Mahlzeit meist höhere Blutspiegel als trockene Pulver nüchtern [1, 2, 6, 7, 8].
Wie Fachleute Bioverfügbarkeit messen
Nach der Einnahme werden über Stunden Blutproben genommen. AUC zeigt, wie viel insgesamt ankam. Cmax zeigt die Spitze. Tmax beschreibt die Geschwindigkeit der Aufnahme. Sinnvolle Vergleiche stellen AUC nur AUC gegenüber, Cmax nur Cmax, und gleichen Bedingungen wie nüchtern oder mit Mahlzeit sowie Einzeldosis oder Mehrfachgabe an. Diese Regeln sind in behördlichen Leitfäden standardisiert [1, 2].
Wird nur im Blut gemessen?
Meist ja, weil Blutproben standardisiert und gut vergleichbar sind. Blut bildet aber nicht immer den Wirkort ab. Dann nutzt man gewebsnahe Marker oder misst in Studien direkt im Gewebe. Ein Beispiel ist der Omega-3-Index in roten Blutkörperchen, der die längerfristige Einlagerung von EPA und DHA widerspiegelt. Die zugrunde liegende Evidenz ist mittel (6/10); die Aussagekraft ist deshalb begrenzt und sollte im Kontext weiterer Daten gesehen werden [9]. Für Vitamin D dient 25(OH)D im Blut als valider Statusmarker [5]. Bei Magnesium ist Serum-Magnesium allein wenig sensitiv; Fachreviews empfehlen eine vorsichtige Interpretation und, falls nötig, ergänzende Marker wie Erythrozyten- oder Vollblut-Magnesium bzw. Urinausscheidung einzubeziehen [3, 4, 5].
Beispiel Mineralstoff: Magnesiumbisglycinat
Magnesiumbisglycinat ist ein Chelat, wird meist gut vertragen und eignet sich bei empfindlichem Magen. Wichtig ist die Einheit: 750 mg Magnesiumbisglycinat liefern je nach Produkt ungefähr 105–120 mg elementares Magnesium. Die Einnahme zu einer Mahlzeit kann die Nettoaufnahme verbessern. Sehr hohe Einzeldosen sind oft unnötig und mindern die Verträglichkeit; geteilte Gaben sind praktikabler. Direkt vergleichende Humanstudien zeigen, dass gut lösliche organische Magnesiumsalze im Durchschnitt eine höhere Bioverfügbarkeit als Magnesiumoxid erreichen. Das stützt die Praxis, primär gut lösliche oder chelatierte Formen zu wählen und die Dosis aufzuteilen [6]. Weitere Hintergründe findest du in unserem Magnesium-Leitartikel.
Beispiel fettlöslicher Nährstoff: Coenzym Q10
CoQ10 ist fettlöslich. Die Bioverfügbarkeit hängt stark von der Formulierung ab. Ölige Lösungen mit gelösten Kristallen, geeigneten Trägerlipiden und kleiner Partikelgröße zeigen höhere AUC- und Cmax-Werte als trockene Pulverkapseln. „Ubiquinol versus Ubiquinon“ ist weniger entscheidend als die technische Aufbereitung und die Einnahme zu einer Mahlzeit. Vergleiche nur Produkte, die unter ähnlichen Bedingungen getestet wurden [7, 8]. Grundlagen zu Omega-3 und gewebsnahen Markern findest du im Omega-3-Guide.
Was du aus Studien und Produktangaben mitnehmen solltest
Achte auf die getestete Formulierung, die Wirkform, die Dosis und den Einnahmezustand. Prüfe, ob AUC und Cmax mit einem dichten Blutabnahme-Schema erhoben wurden. Bevorzuge Humanstudien mit transparenter Methodik. Bei Mineralstoffen zählen Verträglichkeit, klinische Effekte und passende Marker mehr als Prozentzahlen aus Einzelstudien. Bei fettlöslichen Stoffen entscheidet die galenische (pharmazeutische Aufbereitung) Qualität wesentlich über die Unterschiede. Relevante Fachbegriffe erklären wir im Primalean-Glossar.
FAQ
Was bedeutet Bioverfügbarkeit?
Bioverfügbarkeit beschreibt den Anteil einer eingenommenen Substanz, der nach Verdauung und Leberpassage messbar im Blut ankommt und prinzipiell genutzt werden kann [1, 2].
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Quellenverzeichnis mit Evidenzbewertung
- [1] FDA. Bioavailability and Bioequivalence Studies Submitted in NDAs or INDs — General Considerations (Guidance). 2020. Evidenz: 9/10. URL: Link ↩︎ zurück ↑ top
- [2] EMA. Guideline on the Investigation of Bioequivalence. Standardgrößen AUC, Cmax, Tmax; Studiendesign. Evidenz: 9/10. URL: Link ↩︎ zurück ↑ top
- [3] Elin RJ. Assessment of magnesium status for diagnosis and therapy. Magnesium Research 2010. Evidenz: 7/10. URL: PubMed ↩︎ zurück ↑ top
- [4] Arnaud MJ. Update on the assessment of magnesium status. Br J Nutr 2008. Evidenz: 7/10. URL: Artikel ↩︎ zurück ↑ top
- [5] EFSA (2016). Dietary Reference Values for Vitamin D; 25(OH)D als Zielmarker. Evidenz: 9/10. URL: EFSA ↩︎ zurück ↑ top
- [6] Kappeler D et al. Higher bioavailability of magnesium citrate compared to magnesium oxide. Randomisierte Cross-over-Studie. BMC Nutrition 2017. Evidenz: 7/10. URL: Artikel ↩︎ zurück ↑ top
- [7] Mantle D, Dybring A. Bioavailability of Coenzyme Q10: Absorption and Metabolism. Nutrients 2020. Evidenz: 8/10. URL: Volltext ↩︎ zurück ↑ top
- [8] López-Lluch G et al. Bioavailability of CoQ10 depends on carrier lipids and solubilization. Front Physiol 2019/2018 naher Kontext. Evidenz: 7/10. URL: PubMed ↩︎ zurück ↑ top
- [9] Harris WS, von Schacky C. The Omega-3 Index: a new risk factor for death from CHD? Prev Med 2004. Evidenz: 6/10 (mittel; Aussagekraft begrenzt). URL: PubMed ↩︎ zurück ↑ top